Kaum hatte ich gestern getippt, dass der Atlantik jede der letzten Meilen erkämpft haben will, da ist der Ozean hier zum großen Showdown aufgefahren. Der ganze Himmel im Osten war plötzlich schwarz. Eine gewaltig und beängstigend aussehende Wolkenfront. Schnell die Genua weg und abwarten, was passiert. Zu unserem Erstaunen steckte dann aber kein Wind in den Wolken, sondern nur große Mengen an Regen. Der Wind blieb dann sogar ganz aus. Völlige Flaute. Trotzdem habe ich draußen in Ölzeug das Schiff auf Kurs gehalten, etwa zwei Stunden lang, bis der Regen endlich vorbei war. Aber der Himmel blieb weiter dunkel und der Wind drehte permanent. Raumwindkurs, Vormwind mit Groß an Backbord, dann alles umbauen auf Steuerbord, … Eine Menge zu tun. Zum Abend hin kam dann wieder ganz, ganz leichter Ostwind auf und wir machten uns Hoffnung, während der Nacht ein paar Meilen aufs Ziel gutzumachen. Pustekuchen. Der Wind drehte weiter, schickte uns nach Norden auf Barbados zu, dann zurück in Richtung Madeira. Erst heute früh hat er sich dann ein wenig in der Richtung stabilisiert, auch wenn es weiter nur leichtwindig war. Entsprechend mager ist das Etmal, 95 Seemeilen. Hart erkämpfte Seemeilen. Für die Umstände ist das Etmal schon wieder gut. Gegen 10 Uhr morgens habe ich die Maschine unter die Lupe genommen. Sie soll ja funktionieren, wenn wir uns dem Hafen nähern. Das Seekraut hat sich aus der Schraube gelöst, gute Neuigkeiten. Ölstände Getriebe und Motor sind topp, sie hat auch nicht sonderlich gelitten. Als ich damals mit der kleinen „Maverick“ 2006 auf St. Lucia ankam erinnere ich mich, dass die Maschine innerhalb von 4 Wochen ganz schön rostig geworden war, weil die salzige Luft mit ihrem korrosiven Atem auf so einem kleinen Boot doch durch jede Ritze weht. Nach fünf Tagen mit nur leichten Winden war unsere Verbraucherbatterie ziemlich platt. Den Großteil der Atlantiküberquerung waren wir mit Solar und Windgenerator gut hingekommen, aber nun halt nicht mehr. Also haben wir gleiche einen Probelauf gemacht, um die Batterien zu laden und zehn Meilen nach Süden zu kommen, hinaus aus dem Flautenfeld. Das hat gut geklappt, denn wir laufen nun wieder mit 5,5 Knoten auf Zielkurs. Hoffentlich bleibt das so, denn durch die Flaute gestern Nacht wird es jetzt schon knapp, morgen noch im Hellen in die Bucht auf Grenada einzulaufen. Laut Karte eine ziemlich enge und flache Einfahrt, unbetonnt. Wäre blöd dort kurz nach Sonnenuntergang anzukommen und auf den Morgen warten zu müssen. 40 Meilen im Norden von uns zieht gerade Barbados vorbei, zwei Meilen im Süden ein Tanker mit Kurs Marokko. Hier ist also gerade echt der Bär los, im Vergleich zu den letzten Tagen. Beim Milchreis-Kochen ist uns heute früh das Gas ausgegangen. Wir haben zwar noch eine weitere Flasche an Bord, aber finden es toll, dass sie noch genau über den Atlantik gereicht hätte (wären wir nach Barbados gegangen). Die Wassertanks klingen auch schon ganz schön leer. Also ebenfalls genau hingehauen. Als Reserven sind aber noch etwa 40 oder 50 Liter an Bord. Ansonsten alles gut an Bord. Das geeiere vor dem unsteten Passat war ziemlich erschöpfend die letzten Tage, auch für die Laune, wenn der Wind immer einen Strich durch die Planung macht. Aber nun ist es bald geschafft, noch 133 Seemeilen. Das schaffen wir dann auch noch … 😉