Motorpanne

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Liebe Leser,

seit mehr als einem Monat bereitet uns der alte Volvo Sorgen. Seit den British Virgin Islands hat er täglich mehr Öl gefressen und wir haben versucht, ihn nur noch für kurze Strecken zu nutzen, ihn nicht mehr übermäßig zu fordern. In der Karibik und auf den Bahamas hätten wir keine Chance für Reparaturen gehabt, deshalb musste er es noch irgendwie bis in die USA schaffen, bevor wir ihn hier genauer untersuchen konnten.

Die Überfahrt von den Bahamas über den Golfstrom nach Florida zählt damit wohl zu den härtesten unserer bisherigen Reise, denn es herrschte nur sehr leichter Wind. Dafür aber eine irre Hitze. Zweieinhalb Tage haben wir versucht, mit dem Gennaker jeden Windhauch zu nutzen, um die etwa 160 Seemeilen nach West Palm Beach hinter uns zu bringen. Flaute, drehende Winde. Dazu noch 3,5 Knoten Golfstrom, gegen den wir gut vorhalten mussten, um genau ans Ziel zu kommen und nicht daran vorbei zu treiben. Der leichte Wind kam auch noch meist von hinten, was an Bord Windstille zur Folge hatte. Und etwa 35 Grad. Weil die Windsteueranlage ohne Wind natürlich nicht steuert, haben wir uns immer abgewechselt. Wer frei hatte, lag unter Deck im Schatten unter dem kleinen Ventilator. Eine irre Hitze ohne Gnade.

Irgendwie haben wir es trotzdem hinüber geschafft und mussten nur für die letzten acht Meilen die Maschine nutzen, um durch den engen Pass (mit 2,5 Knoten Strom) in den Intra-Coastal-Waterway zu gelangen. Dort haben wir dann den Anker geworfen und einklariert.

Am nächsten Tag wollten wir in eine geschütztere Ankerbucht etwa sechs Meilen nördlich verholen. Mit Halbgas hat uns der Motor dort auch noch hingeschoben. An Segeln war im engen Fahrwasser nicht zu denken. Seit wir nun hier in diesem kleinen See ankern, ist der Motor tot. Er lässt sich partout nicht mehr starten.

Ein großer Rückschlag – aber zugleich sind wir auch sehr dankbar, dass er uns noch bis hierher geschoben hat. Wenn er nur zwei Seetage früher ausgefallen wäre – wir hätten große Probleme bekommen.

Da der Motor nun eh nicht noch mehr kaputtgehen kann, habe ich das Werkstatthandbuch herausgekramt und losgelegt. Den Zylinderkopf runter. In einer Affenhitze unter Deck. Trotz zwei Lüftern haben wir häufig 32 bis 34 Grad unter Deck. Und draußen steht die Luft. Recht schnell war das Problem klar: Die Zylinderkopfdichtung ist kaputt. Der Motor ist offenbar einen Monat lang nur auf einem Zylinder gelaufen und hat mit dem anderen ins Kurbelgehäuse verdichtet.

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Für die Volvo-Werkstätten hier ist der Motor ein wirtschaftlicher Totalschaden. Man wollte uns gleich einen neuen verkaufen. Aber für uns, mit knappem Budget, ein Problem das sich lösen lässt. Ich habe tatsächlich eine neue Zylinderkopfdichtung auftreiben können und warte jetzt nur noch auf die Spezialmuttern für den Zylinderkopf, die bestellt sind und am Mittwoch hier sein sollten. Teuer wird es trotzdem, ist ja ein 40 Jahre alter Motor und auch noch von Volvo, die für teure Ersatzteile bekannt sind. Aber wir sind relativ zuversichtlich, dass wir den Motor wieder hinbekommen.

Danke an alle, die uns nach den Facebook-Posts neulich so sehr mit guten Ratschlägen und ein paar Klicks auf die Kaffeekasse geholfen haben. Ihr seid wirklich klasse! 🙂

Johannes