Neue Baustellen

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Liebe Leser,

wer nicht viel bloggt, arbeitet viel am Boot. Zumindest, wenn der Countdown (inzwischen deutlich spürbar) im Nacken sitzt. 186 Tage sind es noch, bis wir mit „Maverick“ ablegen wollen. Immer noch gibt es viel zu tun. Aber wir konnten in den vergangenen zwei Wochen auch einige große Baustellen abhaken.

Der Backofen ist montiert und der drumrum gebaute Holzkasten auch schon einmal lackiert. Im Vorschiff habe ich den Ankerkasten soweit vorbereitet, dass die Elektrik gelegt werden kann. Eine 12-Millimeter starke Sperrholzplatte hat die alte Inspektionsklappe verdeckt und darin ist eine wasserdichte Plastikluke montiert.

Samstag habe ich begonnen, die alte Bordelektrik aus dem Schiff zu schneiden. Sowas kostet immer Überwindung. Aber nachdem die alten, selbstgebauten Masseverteilerleisten (gekoppelte Lüsterklemmen) entfernt waren, wurde das Bild schon wieder übersichtlicher. Eine große Hilfe war dabei ein einfaches Beschriftungsgerät von Dymo. Wenn ich ein Kabel gelöst habe, konnte ich immer gleich einen kleinen Aufkleber anbringen. Die meisten Kabel werden aber ohnehin noch erneuert. Nur die unter der Salondecke werde ich nicht austauschen können, weil ich ansonsten die ganze Decke rausflexen müsste.

Vor eineinhalb Wochen etwa sind auch endlich unsere neuen Wanten, Stage, Salinge und ein Gennakerbaum von Seldén gekommen. Unser Seldén-Händler aus Hamburg hat hier übrigens etwas über uns geschrieben. Interessant vor allem für Leser, die denken, dass wir alle Ausrüstung gesponsort bekommen, weil wir jeden Bauschritt so umfangreich dokumentieren. Das ist gar nicht so. Allenfalls ein Rabatt auf die Ausrüstung. Das Meiste müssen wir aber ganz regulär kaufen. Das ist auch der Grund, weshalb wir im September mit fast leeren Taschen losfahren werden. Ohne Ersparnisse, aber dafür mit einem Schiff, das (hoffentlich!) keine Probleme macht.

Ich werde von unterwegs weiterarbeiten und regelmäßig Artikel absetzen müssen. Das ist zwar verrückt. Aber es geht nicht anders. Wollten wir erst auf den Tag warten, an dem wir mit unseren Ersparnissen in die Sonne segeln können, wären wir vermutlich im Job und Landleben so sehr verwoben, dass es irgendwann gar nicht mehr geht.

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Heute hatte ich übrigens ein Jubiläum bei der YACHT. Vor fünf Jahren habe ich das erste Mal als Praktikant meinen Fuß auf die Schwelle gesetzt. Nun allerdings ist das vorläufige Ende absehbar. Die Kollegen wollen mir sogar schon ein Maßband schenken, von dem ich jeden Tag einen Zentimeter abschneiden soll. Trotzdem erfüllt mich der Gedanke an den Abschied ein wenig mit Wehmut. Und ein bisschen mit Furcht. Habe Respekt vor meinen eigenen Entscheidungen. Meinen unbeschränkten Arbeitsvertrag kündigen und dann nicht sicher zu wissen, woher das Geld zum Leben kommt. Warum mache ich das?

Ganz einfach, weil ich muss. Ich kann da nur Bernard Moitessier zitieren: „Man fragt eine Möwe nicht, warum sie gelegentlich zum offenen Meer fliegt. Sie fliegt einfach. Mehr lässt sich nicht sagen.“

Langsam wird es auch Zeit, dass wir zumindest wieder schwimmen. Cati sagte Sonntag beim Schleifen „Ich wär so gern mal wieder auf einem Foto ein bisschen hübsch. Nicht immer nur staubig.“ 

Nun erstmal, wie üblich, die Baufotos.

Johannes