5. Tag auf See

Liebe Leser, wir haben fast 400 Seemeilen geloggt, aber noch immer etwa 500 Seemeilen bis zum ersten Wegpunkt nordwestlich der Kapverden vor uns. Immer noch spielt das Wetter gegen uns. Während wir in der letzten Nacht von einem Flautenloch zum nächsten gesegelt sind und jeweils eine halbe Stunde warten mussten, bis es dann mit 5 Knoten Fahrt weiterging, haben wir seit heute Morgen sogar absolute Flaute. Deshalb mussten wir auf arabische Winde aus dem Tank zurückgreifen. Ich habe gerade vier Stunden am Rad gestanden, einen Teil davon bei schüttendem Regen, und selbst gesteuert, denn unser elektrischer Autopilot tut seinen Dienst ja nicht mehr. Vor dem Regenguss sind mir die Worte aus dem alten Poem „The ancient mariner“ eingefallen: „As idle as a painted ship, upon a painted ocean.“ – So ruhig (liegt es da), wie ein gemaltes Schiff, auf einem gemalten Ozean.“ Ich glaub mit diesen Worten auf den Lippen ist schon so manch ein Segler verrückt geworden 😉 Gestern Abend waren wir durch das elendige Gerolle durch den fehlenden Wind in der alten Dünung sogar richtig seekrank. Ich auch, obwohl mir das ja eigentlich sonst nichts ausmacht. Aber unter dem Strich können wir über die letzten Tage eigentlich nicht klagen, denn immer zwischen den Flautenlöchern gab es Zonen, in denen wir sehr gut vorangekommen sind. Dank der Motorfahrt heute Vormittag haben wir auch wieder ein Etmal von 95 Meilen. Trotzdem können wir es kaum abwarten, den Passat zu erreichen, nach rechts abzubiegen und das Schiff einfach laufen zu lassen. Richtung Karibik. Endlich warme Sonne und schönes Wetter. Johannes