Bastelwochenende Teil II

Liebe Leser,

weiter gehts: Samstag früh geht es sofort an die Montage der Funke. Plus und Minus anklemmen ist kein Problem, aber schon auf dem alten Boot habe ich es nicht hinbekommen, das Funkgerät mit dem GPS kommunizieren zu lassen. Vielleicht habe ich auch zu schnell aufgegeben, aber alle Kabelkonstellationen – zum Schluss sogar nach der „trial and error“-Methode – haben keinen Erfolg gebracht. Auch diesmal vertage ich eine endgültige Lösung. Cati macht es sich in der Zwischenzeit auf dem Vordeck in der Sonne bequem. Allerdings nicht, um zu faullenzen, sondern um den ganzen Tag über ihre Karteikarten fürs Studium zu pauken.

Gegen Mittag schleppe ich Nico und Birte mit ihrer „Tamtam“ von der Box zum kleinen Seitensteg am Kran. Ihre Maschine hat pünktlich zu Saisonbeginn den Geist aufgegeben und heute soll der große Tag sein, an dem „das alte Geschwür“ (O-Ton Nico) aus dem Rumpf gerissen und gegen den neuen, hellblauen Sole-Diesel ausgetauscht wird. Der Schlepp klappt hervorragend. Erstaunlich, was 4 PS so alles können. Die Motoren werden getauscht und das Boot an den alten Platz zurück verholt. Angeschlossen wird er am Dienstag.

Am Abend haben wir allen einen ziemlichen Japp auf Pizza, aber keine Telefonnummer vom einzigen Lieferservice, der das paar-Häuser-Dorf Kopperby mit Pizza versorgt. Also kaufe ich schnell alles bei Lidl ein und backe selber welche an Bord, während Cati das Boot von außen schrubbt.

Sonntag ist die Montageplatte des Boilers dreimal lackiert und montageklar. Auf Tipp von Volker und Claudia im Gästebuch hin (Danke!) habe ich mir von Nico von SVB die Dichtmasse Neo-Fermit mitbringen lassen, dazu eine Rolle Hanf (Tipp von meinem Vater). Die beiden Dinge in Kombination können den Trick: Die Tüllen auf dem Boiler sind entgültig dicht. Zwei Stunden später fließt warmes Wasser aus der Leitung in der Pantry. Wie dekadent, warmes Wasser zu haben …

Highlight des Tages ist für Cati (neben weiteren Stunden des Lernens auf dem Vorschiff) eine Fahrstunde im Dinghi. Sie hat noch nie einen Außenborder gesteuert und so erkläre ich ihr, wie man die Knatterkiste an bekommt und abwürgt, den Choke betätigt, Gänge einlegt und Gas gibt. Mit mir zusammen durch die Gegend zu knattern klappt prima, aber eine Alleinfahrt traut sie sich nicht. Lernen soll sie es aber – schließlich ist das Schlauchboot später für uns sowas wie ein Fahrrad, mit dem wir alle wichtigen Wege zwischen Boot und Land zurücklegen. Hat noch Zeit, bis sie es lernt, aber ich weiß, dass es ihr großen Spaß machen wird. Also riskiere ich einen Trick: Als wir an der „Gipsy“ längsseits gehen, drehe ich das Schlauchboot unbemerkt seewärts. Schnell habe ich den Gang eingelegt, ein wenig am Gas gedreht und bin von Bord an Deck gesprungen – und ehe sie sich versieht, ist die draußen auf der Schlei 😉 Sie ist allein unterwegs. Der Schreck ist schnell überwunden und das Schlauchbootfahren macht ihr einen großen Spaß. Immer wieder dreht sie Kreise bis nach Arnis, springt über ihre eigenen Heckwellen und kommt zwanzig Minuten später mit komplett nachgespritztem Boot und über beide Ohren strahlend zum Mutterschiff zurück. Ich glaube, jetzt brauchen wir auch bald einen eigenen Motor – der hier ist nämlich nur geliehen.

Als wir eine Stunde später kurz zu zweit mit dem Dinghi unterwegs sind, lässt sie mich wissen, dass es mit mir an Bord längst nicht so einen Spaß macht, wie alleine: „Du bist zu schwer!“ Vorher ist sie doch tatsächlich mit 4 PS einige Male ins Gleiten gekommen.

Bei einem letzten, gemeinsamen Kaffee weiht mich Nico in die Geheimnisse unseres Plotters (er hat den gleichen …) ein – und plötzlich fällt es mir wie Schuppen aus den Haaren, warum die NMEA-Kommunikation nicht funktioniert hat. Während „Erna“ an Deck trocknet, mache ich mich erneut an die Kabelei und voilá – haben wir die Position im Funkgerät.

Um 21 Uhr machen wir uns auf den Weg nach Kiel, Cati absetzen, und dann weiter nach Hamburg.

Johannes


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