Ein Update. Und ein perfektes Schiff.

„Wann passiert hier denn endlich mal wieder was?“, bekommen wir ständig per Email, „Gibts euch überhaupt noch?“ Und: „Warum schreibt ihr nichts mehr?“.

Und es tut uns wirklich sehr leid, dass nach den zwei Jahren mit „Maverick too“ und den meist wöchentlichen Updates nun schon seit Monaten Funkstille herrscht. Wir hatten in den vergangenen Monaten einfach nicht viel Zeit und Gelegenheit dazu, den Blog zu füttern. Es betrübt vor allem mich. Denn seit ich im Jahr 2005 meine erste große Reise mit „Maverick 1“ begonnen habe, gehört das bloggen für mich zum Segeln. Erst ja auf allein-auf-see.de, die noch immer online ist. Und seit 2012 auf zu-zweit-auf-see.de

Deshalb wird es hier auf dieser Seite auch weitergehen, sobald wir wieder auf große Reise gehen.

Bis dahin wollen wir gelegentlich einen Post schreiben, wenn wir etwas zu berichten haben. Definitiv aber mehr, als im vergangenen Jahr. Denn wir hatten während unseres Heimatbesuchs in Deutschland (während der Hurrikan-Saison) eine Menge zu tun. Fast drei Monate lang haben wir am Schreibtisch gesessen und unsere Abenteuer mit „Maverick too“ aufgeschrieben. Wir haben viel erlebt. Viele Geschichten, die noch nicht im Blog gestanden haben. Das Manuskript umfasste deshalb auch über 1 Million Zeichen. In ein gewöhnliches Buch passen aber nur 560.000 Buchstaben. Deshalb liegt das Manuskript nun in Hamburg und wird zusammengestaucht. Was wir bisher gelesen haben, las sich aber wirklich gut und es wird kein Verlust sein. Das Buch soll nun endlich am 16. April herauskommen und kann hier schon vorbestellt werden.

Zwischendurch haben wir während unseres Heimataufenthalts auch noch kirchlich geheiratet und hatten eine tolle Feier in meiner Heimatstadt Wolfsburg. Viele gute Freunde, Wegbegleiter und eine Menge Segler waren anwesend. Am „Promitisch“ saßen nicht nur Wilfried und Astrid Erdmann, sondern auch der Chefredakteur der YACHT. Die Traurede hielt meine liebste Schullehrerin, die mir schon in der 7. Klasse den Spitznamen „der Skipper“ verpasste.

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Seit Mitte Oktober sind wir nun zurück auf dem Katamaran, der den Sommer über in Deltaville/Virginia an Land stand und auf uns gewartet hat. Nach mehreren Wochen Werftaufenthalt konnte das Schiff zurück ins Wasser und wir sind von dort aus nonstop die 850 Seemeilen zurück auf die Bahamas gesegelt.

Gerade erreicht mich eine unglaubliche Nachricht, über die ich hier berichten möchte. Mein Freund, der Weltumsegler Uwe Röttgering, will sein Schiff verkaufen. Die wunderbare Aluyacht „FANFAN!“.

Diese Seite soll sich hier nicht zum „Schiffsmarkt“ entwickeln. Und obwohl wir immer wieder Anfragen bekommen, ob wir nicht mal ein bestimmtes Boot vorstellen könnten, haben wir das nur bei sehr wenigen tun, für unseren Freund Marcus und seine „Flow“ und Rico und seine „Nordsee 34“.

Die Nordsee 34 habe ich mit „Ein Schiff für alle Weltmeere. Wirklich alle.“ beschreiben und der Beitrag ist mit gut 13.500 unterschiedlichen Lesern einer der meistgeklicktesten. Nun fällt es schwer, weitere Superlative zu finden, um das nächste Schiff zu beschreiben, auf das dieser Satz nämlich noch viel mehr gepasst hätte.

Damals habe ich geschrieben, dass für mich drei wirklich perfekte Traumyachten für weltweite Fahrt gibt: „Kathena Nui“ von Wilfried Erdmann, die ehemalige „ASMA“ von Clark Stede, mit der gerade der Amerikaner Randall Reeves gerade eine ungewöhnliche Nonstop-Weltumsegelung durchzuführen versucht.

Und dann natürlich mein geheimer Favorit: „FANFAN!“ von Uwe Röttgering.

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Ich bin das erste Mal über Uwe und seine Reisen gestolpert, als ich etwa 14 Jahre alt war und mir von meinem Konfirmationsgeld mein erstes Internet-Modem kaufen konnte 😉 Damals im Jahr 1999 hatte Uwe schon eine Website (www.seefieber.de) und erste Berichte online.

Das Schiff war von dem Holländer Dick Zaal (meiner Meinung nach einer der genialste Konstrukteure für Aluyachten …) für den holländischen Einhandsegler Hans van Hest gezeichnet worden, der mit dem Schiff am OSTAR teilnehmen wollte. Ein wirklich ungewöhnlicher, individueller und in meinen Augen wunderschöner Entwurf. Die „Olle P“ wurde bei Atlantikyachts in Harlingen gebaut und ging 1985 zum ersten Mal zu Wasser. Sie ist eigentlich eine frühe Version des Open 40. Dick Zaal verpasste dem Schiff „Glubschaugen“, die ihm auch sein Erscheinungsbild geben. Das Schiff hat ein Gesicht, eine Persönlichkeit. Deshalb gefiel es mir auch von Anfang an. Ich erinnere mich, wie ich Uwes Website Wort für Wort in mich aufgesogen und gedacht habe: „Wie kann man so ein Glück haben? Solch ein Schiff zu finden …“

In der Tat war es ein Glückskauf. Hans van Hest hatte an einen Bergsteiger verkauft, der das Schiff „FAKFAK“ (Ort in Indonesien) getauft hatte. Der Name konnte natürlich nicht bleiben. Also taufte Uwe das Schiff der Einfachheit halber in „FANFAN“ um und ergänzte ein Ausrufezeichen.

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Er übernahm das Schiff im Frühjahr 1998 und legte gleich ab zur Probefahrt. Das Ziel: Karibik. Einhand. Dort angekommen hatte er aber keine Lust auf die Einklariererei, drehte also eine Runde in English Harbour auf Antigua und drehte ab zu den Bermudas. Nach seine Rückkehr nach Deutschland lebte Uwe einige Winter auf dem Schiff im Hafen von Greifswald, während er sein Studium beendete. Kurz vor seiner Weltumsegelung verholte er nach Hamburg.

In der gleichen Zeit machte ich damals von Wolfsburg aus eine Klassenfahrt dorthin. Ich erinnere mich an keine der Sehenswürdigkeiten dort. Nur, dass ich die Gelegenheit nutzte, mir bei AWN am Rödingsmarkt die Videokassette von Wilfried Erdmanns erster Nonstop-Weltumsegelung zu kaufen. Ich lief glücklich hinunter zum Hafen, wollte noch ein paar Schiffe gucken, bevor es zurückgehen sollte. Ich schaute über den City-Sporthafen – und da lag sie: „FANFAN!“. Das erste Mal in Live. Das muss 17 Jahre her sein. Trotzdem: Damals wie heute ist es mein absolutes Traumschiff.

Kurz darauf verließ Uwe Deutschland und machte eine faszinierende Weltumsegelung, durch den Southern Ocean und rund Kap Hoorn. Er loggte 52.360 Seemeilen in nur 26 Monaten, schrieb über die Reise ein Buch (Die See gehört mir: Allein ans Ende der Welt) und drehte einen Film (hier kostenlos zu schauen).

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Als ich Jahre später als Abiturient selbst auf Langfahrt gehen wollte, nahm ich meinen Mut zusammen und kontaktierte Uwe. Der fand meine Pläne toll, lud mich sofort nach Berlin ein und bot an, mir Ausrüstung zu leihen. Seekarten, ein Solarpaneel und einen Kurzwellenempfänger. Ich war mächtig stolz, die Sachen mitzuführen, die schon auf „FANFAN!“ an Bord waren.

In Uwes Büro hing ein großer Bilderrahmen an der Wand. Darin ein Linienriss von „FANFAN!“, bereits nach dem großen Refit, das er nach der Weltumsegelung hatte machen lassen. Das Schiff wurde komplett überholt, bekam auch ein neues Rigg, neue Segel, einen neuen Motor, neue Bordelektrik. Zudem ließ er einen neuen Kiel designen, der das gleiche aufrichtende Moment bei weniger Tiefgang liefern sollte. „Eine knifflige Aufgabe“, hat der Konstrukteur damals geantwortet und Monate später ein ganz ungewöhnliches, aber interessantes Design präsentiert: Ein Kiel, der aussieht, als wäre er falsch herum montiert worden. Ich erinnere mich, dass Uwe damals erwähnte, dass er bereits 175.000 Euro in das Refit gesteckt hat. Und dann kamen noch eine Menge neuer Foliensegel. Denn nach dem Seefieber war nun das Regattafieber entfacht. Uwe segelte mit dem Schiff im Jahr 2009 ein OSTAR-Rennen von England in die USA, zwei Jahre später ein AZAB (zu den Azoren und zurück), außerdem etliche Ostsee-Regatten.

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Im Sommer 2009 hatte mich Uwe mal zu einem Törn rund Rügen eingeladen. Nonstop. Wir setzten Segel und nahmen Kurs nach Osten. Nach etwa zwei Stunden verfinsterte sich der Himmel schnell. Wir bargen vorsichtshalber die Segel – und kurz darauf zog ein Gewitter über uns hinweg. Wir schlossen den Niedergang und standen ganz ungläubig vor dem Windmesser am Kartentisch, der immer weiter hoch schnellte. Das Schiff legte sich gut 45 Grad auf die Seite. Vor Topp und Takel. Und lief trotzdem mit 7,5 Knoten davon. Aus den Plexiglaskuppeln konnten wir sehen, wie die Blitze ins Wasser zucken. Der Windmesser blieb auf „61.8 Knoten“ stehen. Windstärke 11, kurz vor 12. Mein bislang größter Sturm.

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Und ich war froh, ihn auf „FANFAN!“ erlebt zu haben. Auf keinem anderen Boot. Denn ich fühlte mich nicht nur unheimlich sicher. Es machte sogar Spaß, denn ich hatte wirklich das Gefühl, dass in dieser Aluminiumhöhle nichts passieren kann. Es ist so sicher, wie ein Schiff nur sein kann. Und nach all den Jahren und zigtausenden Meilen hat Uwe wirklich jedes Detail, jede Lösung perfektioniert. Ein Schiff, an dem alles stimmt. Ein praktisches Schiff für ein Paar oder einen Einhandsegler. Jemanden, der mehr Wert auf Seetüchtigkeit und Zweckmäßigkeit legt, als auf Komfort. Auch Cati war schon auf dem Schiff und fand es „Sehr clean und luftig. Ein perfektes Seeschiff.“

Und nun steht es überraschend zum Verkauf. Ich kann es kaum glauben. Denn ich hätte nie gedacht, dass Uwe sein Schiff je weggeben würde, nach allem was er mit ihm erlebt und in den vergangenen Jahren investiert hat.

Hier ist der Link zur Verkaufsannonce. Hier gibt es noch mehr Bilder. Und wer Kontakt aufnehmen möchte, schreibt eine Mail über diese Adresse.

Am liebsten würde ich das Schiff selbst kaufen. So sehr, wie kein anderes. Aber es ist nicht absehbar, dass ich das Geld haben werde. Und das ist wohl auch gut so. Denn sonst wüsste ich genau, was ich als erstes tun würde: Einen Aldi leerräumen und Kurs auf Kap Hoorn nehmen. Nonstop.